Hitzige Dampfwolken prusten aus den bebenden Nüstern der zottligen Muskelprotze. Bis zu eine Tonne schwer und mit einer Schulterhöhe von bis zu zwei Metern geben Wisente äußerst stattliche Erscheinungen ab. Die größten Säugetiere Europas lassen sich auf der Halbinsel Damerower Werder zwischen Kölpin- und Jabeler See aus nächster Nähe betrachten.
Die einzige frei lebende Wisentherde Deutschlands findet in den Wäldern und auf den Lichtungen des rund 320 Hektar messenden Reservats optimale Lebensbedingungen.
Zusammen mit Fisch- und Seeadlern, Kranichen, Grünspechten, Baumfalken, Fischottern, Rehen und Wildschweinen bewohnen aktuell etwa 35 dieser Wildrinder die Halbinsel unweit von Waren an der Müritz.
Dabei gründet die Geschichte des Reservates bereits im Jahre 1957. Aufgrund der damals drohenden weltweiten Ausrottung der Wisente, bemühte man sich fortan um die Züchtung der Wildrinder. In Mecklenburg bot sich dazu der Damerower Werder dank seiner sicheren Lage als Halbinsel und hiesigen Waldstrukturen an. Lediglich 25 Hektar groß war das anfängliche Gatter samt Futterhaus für die aus Polen stammenden reinblütigen Tiere Pumik und Puella. Das erstgeborene Kalb Dagmar und der Bulle Herodes aus dem Tierpark München gründeten darauf in dem mittlerweile 80 Hektar großen Freigehege eine neue Zuchtgruppe.
Für neues Blut in der mecklenburgischen Wisentzucht sorgte 1969 der Bulle Puginal aus Polen, welcher mit 1.150 Kilo das bislang höchste Gewicht aller Bullen des Damerower Werder auf die Wage brachte.
Besucher haben inzwischen die Gelegenheit einige Herdentiere in einem Schaugatter zu beobachten. Die mächtigen Holzzäune lassen indes die Unberechenbarkeit der eigentlich sanft wirkenden Riesen erahnen. Bei Gefahr erreichen Wisente schließlich eine Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h und können zudem Hindernisse von zwei Metern Höhe überspringen. Insbesondere zur Brunft im August und September kommt es bei Rangordnungskämpfen nicht selten zu Verletzungen oder sogar Todesfällen unter den rivalisierenden Bullen. Doch auch die Wisentkühe kennen bei der Obhut ihrer Kälber kein Pardon. Durchschnittlich zehn Kälber werden jährlich auf dem Damerower Werder geboren, die wiederum an Züchter und Zoos verkauft werden.
Eine kleine Wisentherde zieht seit Juni 2004 auch in der Mellenthiner Heide auf der Insel Usedom Touristen in ihren Bann. Von einer Tribüne aus können der Bulle Powjew und seine Wisentdamen aus dem polnischen Nationalpark Wollin in ihrem sechs Hektar großen Schaugehege betrachtet werden. Schon im Mai 2005 kam hier das erste Kalb zur Welt.
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www.wisentinsel.de